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Alt 22.10.2005, 14:46
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Ujevic Ujevic ist offline
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Ich weiß nicht ob's dir hilft: (wegen dem Blech)
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Beitrag von Felix aus dem Maggi-Deutz Forum

Hallo Mike,

ich schreib das nicht gerne, aber Polstyrolschaum taugt nur zur Wärmedämmung, die Dämmung von Schall (Körper- und Luftschall) ist gleich null. Körperschall wird sogar verstärkt, wirkt wie der Klangkörper einer Gitarre. Styrolplatten sind leicht und hart, die denkbar schlechteste Kobination zur Schalldämmung, dämmaterialien müssen schwer und weich sein -> Bitumen, Gummi, bedingt Holz u.s.w.
Wie stelle ich fest, wie ein Material dämmt? Ich rege es mit einen Dirack-Impuls an und betrachte die Impulsantwort. Wenn ich ein System, wie eine Styrolplatte mit einem Signal, wie dem Lärm und den Vibrationen eines Motors anrege wird das Lärmsignal mit der Impulsantwort gefaltet (Multiplikation im Fourierraum). Je stärker und je länger die Impulsantwort, des so Stärker kommt das Signal aus dem System heraus. Eine Impulsantwort von 0 ist perfekte dämmung, eine Impulsantwort von 1 oder größer schwingt sich ins unendliche auf.

Nu ist schluss mit der Mathematik, auch wenn die Faltung hochabstakt ist, das was man damit machen kann, ist hochgradig anschaulich.

Wir haben in der Uni mal die Impulsantworten verschiedener Räme gemessen (Luftschall). Dazu muss man den Raum mit einen möglichst kurzen und möglichst starken Impuls anregen. Geeignet ist Klatschen, oder bei großen Räumen eine Schreckschusspistole. Der Nachhall von dem Schuss ist die Impulsantwort.
Wenn man nun ein Sprachsignal mit dieser Impulsantwort faltet, bekommt man den Nachhall des Raums auf das Sprachsignal. Der Hammer ist, man erkennt die Räume direkt, es ist kein Problem zu sagen, ob der Nachhall in der Mensa, im Treppenhaus oder im Parkhaus aufgenommen wurde, so gut ist das Ergebniss.


Dämmaterialien auf ihre Dämmgüte zu testen ist also denkbar einfach, Ich rege einfach das Material mit einem Impuls an:
Körperschalldämmungl: Mit dem Finger dagegen schnippen und das Ohr direkt aufs Material legen (Das was man "draussen" hört verfälscht das Ergebniss). Man könnte mit einem Vorschlaghammer einen noch besseren Impuls hinbekommen, aber dabei beginnt das System (z.B. die Autotür) an sich "nichtliner" zu verhalten (Sie verbeult) und ausserdem ist es dann unangenehm das Ohr dran zu halten.

Wenn man als Beispiel eine Syrodurplatte nimmt das Ohr direkt darauf legt und davorschnippt, hört man sowohl ein schrafes "klack" (Hohe Frequenzen werden durchgelassen) wie auch einen tiefen "bumb" (Tiefe Frequenzen werden durchgelassen) als auch das man den Stoß des Schnippens selbst spürt (Infraschallfrequenzen werden durchgelassen).
Das Geräusch klingt sehr schnell aus, das Material erzeugt also keinen "Nachhall"
-> Styrodur verhält sich quasi neutral bei Körperschall, da es aber doch ein bisschen länger als der Schnipser selbst klingt, verstärkt es den Körperschall ein wenig.

Nimmt man ein dünnes Stahlblech, hört man ein langes "böiöiöing". Höhen (Bis auf die ganz hohen), Tiefen, der Stoß selbst - alles dabei. Also im Frequenzgang recht neutral. Aber das "böiöiöing" kling deutlich länger als beim Styrodur, also ist Stahlblech nicht nur quasi neutral, schlimmer noch, es verstärkt den Körperschall massiv. Gutes Bespiel ist ein Handy mit Vibrationsalam: Auf einer Bettdecke ist es kaum zu höhren, auf einer Tischplatte aber schon lauter und auf einer leeren Blechdoose erst recht.

Nimmt man eine dicke Gummischicht oder z.B. die Hand, hört man nur ein leises, dumpfes "Pock", des Stoß selbst spürt man kaum noch. Das Fleisch der Hand ist weich und schwer, hohe Frequenzen und die ganz Tiefen sind nicht mehr wahrnehmbar. Deswegen bringen Gummi oder Bitumen so viel.

Nimmt man eine Bettdecke hört man " --- ", nix. Die Bettdecke ist extrem weich, sie dämmt Körperschall perfekt. Dummer Weise lässt sie Luft durch, an sonnsten könnte man einen Motor, eingewickelt in eine Bettdecke quasi geräuschlos machen.

Damit könnte ihr euch durch die verschiedenen Materialien "schnippen" und so das besste heraushorchen. Auch auf die Gefahr hin, das man euch im Baumarkt auslacht.

[Der Vollprofi kann so durch sehr feines "heraushören" der Materialien (Dämpfung, Frequenzgang) Soundengeneering am Motorgeräusch in der Kabine betreiben. Mit etwas, das sich erst mal blödsinnig anhört (Hauptsache leise denkt man sich), kann man in der Praxis durchaus viel Geld verdienen. Z.B. würde ein Kunde einer völlig geräuschlos schließenden Autotür (technisch kein Thema) nicht trauen: "Ist die jetzt zu oder nicht?". Eine Tür wie beim Deutz, die mit einem "Krach-Schepper-Dängel-Bruch-Klapper" ins Schloss fällt suggeriert, dass das Auto nach 5000Km auseinanderfällt. Dagegen ein sattes "Pa-klack" wie bei einer S-Klasse schafft einen zufreidenen Kunden. Das kling nach starker, haltbarer, hochwertiger Technik. Auch wenn es mit der Stabilität der Tür nix zu tun hat. Grade in das Geräusch von Autotüren und in das Motorgeräuchs wid bei Oberklasseautos in etwa so viel Aufwand gesteckt, wie in das Diesign der äusseren Formen. Auch wenn beides mit der Qualität des Autos direkt nichts zu tun hat.]


Luftschalldämmung: Hier wird es schwieriger, da Luft ein schlechter Schalleiter ist, braucht es eine stärkere Anregung, die man leider auch direkt in die Ohren bekommt. Wenn man mit einer Schreckschusspistole auf eine Styrodurplatte feuert, wird man gar keine Antwort höhren, da man nach dem Knall 5min lang taub ist. Deswegen geht das nur mit aufwändiger Technik.
Nur Materialien oder Räume, welche eine sehr lange Impulsantwort geben, lassen sich ohne Hilfsmittel "erlauschen". Ein klatschen in einer alten Kirche bringt eine deutlich höhrbare Antwort im Gegensatz zu einen Klatschen auf einem freien Feld. Ein Jodeln in den Bergen gibt z.T. eine um viele sekunden verzögerte Antwort.

Hier kann man sich aber grob in die Richtung arbeiten: Je größer und je rauher die Oberfläche ist, des so besser dämmt sie. Feine Struktur dämmt hohe Geräusche, grobe Struktur dämmt tiefe. Sehr gut sind "Einerpappenschaumstoff", er hat grobe Struktur (Eierpappe) und feine Struktur (Schaumstoff). Teppich ist aber auch schon super, da er Fasern hat die sehr dünn (feine Struktur) aber trozdem recht lang (grobe Struktur) sind.

Die Oberfläche einer Styrodurplatte ist unbaruchbar, da sie vollständig glatt ist. Die Glasscheiben im fahrhaus sind beim Luftschall auch der Hauptüberltäter, noch glatter und härter get es kaum. Deswegen sind die Lautsprecher im Auto auch normal auf die Windschutzscheibe gerichtet, der Schall wird dort fast 100% reflektiert und der höhrer bekommt den Eindruck, die Lautsprecher säßen ein ganzes Stück vor der Scheibe.

MlG,
Felix

P.S: Übrigens kann man mit der Faltung der Impulsantwort auch noch andere interessante Sachen herausfinden. Die Sache funktioniert genauso z.B. mit der Federung eures LKWs. Wenn ihr die Karre mit einem rad, oder besser noch mit einer kompletten Achse auf eine Kante fahrt und dann schwungvoll von der Kante fahrt bekommt ihr die Impulsantwort eurer Federung und damit gleichzeitig direkt ein Qualitätsmaß dieser.

Je weniger ihr den Stoß spürt und je weniger das Auto nachwackelt, des so besser ist die Federung. Wenn der Stoß brachial hart ist und mehrfach nachhüpft wird das Auto auf der Piste die Hölle sein. Es braucht dann weichere Federn mit mehr Federweg und stärker Dämpfer.


Bearbeitet von Felix am 22.06.2005, 20:08
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Vielleicht meldet sich ja noch ein Akustik-Profi...
leise Grüße
Ujevic
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